Schützenverein St. Georg Twist Mitte

Unsere Vereinschronik

In den Jahren um 1920 entstanden in vielen Dörfern des Emslandes Schützenvereine.
Nach den schweren Zeiten des I. Weltkrieges sollten Frohsinn, Kameradschaft und Geselligkeit durch ein Dorffest wieder gefördert werden.
Auch in Rühlertwist trafen sich einige Männer und haben im Jahre 1921 die Gründung eines Schützenvereins beschlossen. Wie unsere Nachforschungen ergeben haben, ist die Idee einen Schützenverein zu gründen, beim Entladen eines Schiffes auf dem Nord-Süd-Kanal entstanden. Damals waren die Kanäle als Transportwege für Massengüter, wie Baustoffe, Düngemittel und vor allem Torf den es ja hier reichlich gab, am besten geeignet. Der damalige Leiter oder Geschäftsführer des Konsumvereins, so nannte man die heutige Raiffeisen-Waren-Genossenschaft, war Bernhard Backers, ein Onkel des Gastwirts Bernhard Backers. Er und einige Helfer beschlossen, beim Entladen eines Düngerschiffes, einen Schützenverein zu gründen. Die Helfer beim Be- und Entladen waren meistens hiesige Bauernsöhne, die sich hier zusätzlich Geld verdienten, denn es gab zu dieser Zeit in Rühlertwist keine Industrie und somit auch keine andere Arbeit als die in der Landwirtschaft oder im Torfwerk. Es war eine sehr schwere körperliche Arbeit, außer einer Schubkarre gab es keine Hilfsmittel, trotzdem wurde diese Gelegenheit von allen immer wieder gern genutzt, um nebenbei etwas zu verdienen.
Die Gründungsversammlung fand noch im gleichen Jahr in der Gastwirtschaft Abel, in jüngerer Zeit Gaststätte Surmann (heute Pizzeria Picco-Bello) statt. Leider gibt es von dieser Gründungsversammlung kein schriftliches Protokoll. Bei der Namengebung hat man sich auf den Namen des Schutzpatrons " St. Georg“ geeinigt. Der Heilige als „Drachentöter“ und Beschützer der Jungfrauen mochte dafür besonders geeignet erscheinen, denn ursprünglich bestand ja die Aufgabe der Schützenvereine darin, die Bewohner der Dörfer und Städte zu schützen. Den alten Schützenspruch “Ueb Aug und Hand fürs Vaterland“ hatten sich denn auch die St-Georgschützen auf die Vereinsfahne geschrieben. Sicherlich hat aber die Namengebung auch mit der Pfarrkirche St. Georg etwas zu tun. Denn so wurde uns von älteren Mitgliedern des Vereins mündlich überliefert, in einem Punkt der Statuten hieß es: „Der Verein muss auf christlicher Grundlage geführt werden“. So war und ist der Kirchgang am 2. Schützenfesttag morgens ein fester Bestandteil des Schützenfestes, und für die meisten Vereinsmitglieder, gleich welcher Konfession sie angehören ,ist es eine selbstverständliche Pflicht am Kirchgang teilzunehmen. Auch die jungen Mitglieder verhalten sich hier vorbildlich. Von dem Dichter des Twister Heimatliedes, Lehrer Johannes Detmer, wird es nur wenige Jahre nach der Gründung des Vereins (am 3 . April 1927) schon damals auf den Punkt gebracht, wenn es in der sechsten Strophe des Heimatliedes „Das Lied vom Twist“, heißt:
" Der alte Geist hier lebt er noch, die alte Treue auch, Ererbte Sitte hält man hoch und ehrt noch Väter Brauch.“

Bei der Gründungsversammlung im Sommer 1921 waren nach vorsichtigen Recherchen 30 bis 35 Personen anwesend. Zur damaligen Zeit hatten fast alle Familien einen zweiten plattdeutschen Namen. Da diese Namen früher geläufiger waren als die richtigen Namen (auch heute werden sie noch oft benutzt!), sind sie bei den Vereinsgründern in Klammem angegeben. Offizielle Straßennamen kannte man damals nicht. Ein allen Twistern bekannter Straßenname ist z.B. die „Schnurrwitzstroate“, die heute Kirchstraße heißt. Die Straße wurde so genannt, weil dort alle älteren Männer einen Schnurrbart (plattdeutsch: „Schnurre“) trugen. Zu den Gründern des Schützenvereins St. Georg gehören folgende Personen:


Bernhard Backers, Kirchstr. (Schnurrwitzstroate)
Bemhard Schomaker, (Sand) Kirchstr. (Schnurrwitzstroate)
Heinrich Ströer, (Töpen Schnieder) Kirchstr. (Schnurrwitzstroate)
Jacob Lucas, Am Kanal, (damals Obertorfmeister beim Heseper Torfwerk, heute Klasmann-Werke)
Franz Janzen, (Brüggen Janzen) Rühlertwist,(Opa des Ehrenpräsidenten Franz Janzen)
Heinrich Abel, (Obel Heine) Rühlertwist, Gastwirt
Gerhard Albers, (Schulten Gerd) Rühlertwist, Gastwirt
Heinrich Lünnemann, (Käspes Hinnerk) Rühlertwist,
Wilhelm Lünnemann, ( Paller Wilm) Rühlertwist,
Hermann Backers, (Hahnen Häm) Rühlertwist,
Hermann Ströer, (Bläiks Häm) Rühlertwist,
Heinrich van Zoest, (Oppsin Heine) Rühlertwist,
Hermann Deters, (Schniederberens Häm) Rühlertwist,
Bemhard Koop, Am Kanal,
Heinrich Disselborg,Am Kanal,
Gerhard Disselborg, Am Kanal,
Mathias Hollenberg, (damals Lehrer an der Volksschule in Rühlertwist)
Heinrich Drees, (Trienhämsin Heine) Rühlertwist,
Rudolf Janning, (Loms Rauf) Rühlertwist,
Bemhard Koers, (Trienen Bemd) Rühlertwist,
Heinrich Gebbeken, (Gäbken Heine) Rühlertwist,
Heinrich Kocks, (Pottgers Heine) Rühlertwist,
Hermann Töller, Rühlertwist, (Nachfahren wohnen jetzt in Tinholt, Grafschaft)
Heinrich Römer, (Botter Hinnerk) Rühlertwist,
Heinrich Stroot, Zitterdell,
Wilhelm Stroot, Kirchstraße, (Schnurrwitzstroate)
Hermann Roling, (KiluxHäm) Zitterdell,
Hermann Stroot, Zitterdell,
JosefMahr, (Mah Jop) Auf dem Bült,
Bemhard Alfers, (Büld Bemd) Schwarzer Weg,
Hermann Gebbeken, (Gäbken Häm) Schwarzer Weg
Hermann Drees, (Trienhämsin Häm) Schwarzer Weg
Hermann Schwieters, (Ampmann,s) Rühlertwist,
Bemhard Janzen, (Brüggen Janzens Bemd) Rühlertwist,

Zum ersten Vorsitzenden wurde Bemhard Backers gewählt, sein Stellvertreter war Heinrich Ströer (Töpen Schnieder). Der erste Kommandeur des Vereins war Franz Janzen (Brüggen Janzen). Im folgenden Jahr 1922wurde dann in einem kleinen Festzelt auf dem Hofe des Gastwirts Heinrich Abel das erste Schützenfest gefeiert. In den folgenden Jahren wechselte man mit dem Schützenplatz zu dem Gastwirt Gerhard Albers ,das heißt zur gegenüberliegenden Straßenseite, da man dort über etwas mehr Räumlichkeiten verfügte. Diese Gaststätte Albers war dann fast fünf Jahrzehnte Vereinslokal. Heinrich Ströer (Töpen Schnieder) hat im ersten Jahr die Schützenkönigswürde errungen und nahm seine Nachbarin Maria Schomaker (Sand) zur Königin. Nachdem der Verein gegründet und das erste Schützenfest gefeiert worden war, steckte sich der Vorstand auch schon ein neues Ziel: Es war die Anschaffung einer Vereinsfahne. Die Einnahmen aus Verpachtung und Beiträgen waren in den ersten Jahren doch sehr niedrig, und es konnten keine großen Rücklagen gebildet werden. Da die Fahne in Handarbeit hergestellt wurde, war sie auch für damalige Verhältnisse eine sehr teure Anschaffung, und ohne einen Geldgeber war diese Investition für den Verein vorerst nicht möglich. Wie unsere Nachforschungen ergeben haben, wurde die Vereinsfahne von Jacob Lucas vorfinanziert oder sogar teilweise oder ganz gestiftet. Dieser verfügte als „Obertorfmeister“ des Heseper Torfwerkes über ein gutes und geregeltes Einkommen. Im Jahre 1924 konnte dann die Vereinsfahne angeschafft und geweiht werden. Von den Damen der Vereinsmitglieder wurde zur Fahnenweihe eine gestickte Schleife als Fahnenanhang gestiftet. In den folgenden Jahren wurde dann (allerdings ohne die „Ruhejahre“ 1928 und 1931) bis 1937 an zwei Tagen im Sommer Schützenfest gefeiert. Weshalb 1928 und 1931 das Schützenfest ausfiel, ist nicht genau bekannt. Es hatte mit einiger Sicherheit mit der Weltwirtschaftskrise zu tun, und man verfügte nicht über die finanziellen Mittel. Im Jahre 1937 wurde dann das letzte Schützenfest vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gefeiert. In diesem Jahre wurde die Königswürde von Willi Lucas errungen. Zur Königin erwählte er sich Regina Ermeling (die Schwiegermutter von Willi Becker).
In diesen Jahren wurde die Sache mit den Schützenfesten aber schwieriger, denn in der NS-Zeit wurde von höherer Stelle angeordnet, keine Schützenfeste mehr zu feiern oder zumindest nicht in jedem Dorf. Im Fall Twist war es so, das der Meppener NS-Landrat Zimmermann auf jeden Fall einen „gemeinsamen“ Twist wollte - also keine zwei Gemeinden Rühlertwist und Hesepertwist! Das machte er im Zusammenhang mit der 150-Jahre-Feier 1938 besonders deutlich. Und so wurde in diesem Jahre zum ersten und letzten Mal mit dem Schützenverein Eichenlaub auf dem Bült ein gemeinsames Schützenfest gefeiert. Kurioserweise gab es dann auch bei diesem Fest zwei Königspaare, nämlich von St. Georg: Willi Lucas und Frau Regina Ermeling und vom Schützenverein Eichenlaub: Gerhard Schnieders mit Königin, deren Name ist leider nicht bekannt. Am 2. Festtag wurde die Königswürde von Johann Koers (Sändkes Jan) vom Schützenverein Eichenlaub errungen. Zu all den Abnormitäten dieser Zeit kam hinzu, das das Festzelt vom Sturm zerstört wurde und das Fest abgebrochen werden musste. Nun war es mit den Schützenfesten auch endgültig vorbei. Zum Feiern verspürte aber auch keiner mehr Lust, denn der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Nach und nach wurden die, jungen Männer zur Wehrmacht eingezogen, und viele mussten ihr Leben für das Vaterland lassen. Auch der letzte König der St. Georgschützen, Willi Lucas, ist aus dem Kriege nicht zurückgekehrt.